Gewalt gegen Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft nimmt zu, in Krankenhäusern, in Jobcentern, auf der Straße und in Bussen und Bahnen. Bereits mehr als zwei Drittel der dort Beschäftigten wurden erst kürzlich beleidigt oder sogar angegriffen.
4,74 Millionen Menschen im öffentlichen Dienst sorgen dafür, dass unser Alltag funktioniert, oft Tag und Nacht. In einer aktuellen Umfrage im Auftrag des DGB sagten 67 Prozent der Befragten, sie seien in den vergangenen beiden Jahren Opfer von Respektlosigkeit und Gewalt geworden. 57 Prozent gaben an, dass die Gewalt zugenommen hat. Die Übergriffe reichen von Beleidigungen bis zur Bedrohung mit Waffen.
Immer häufiger werden Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft Opfer von Aggressionen und Angriffen. Insbesondere PolizistInnen sind betroffen. Mit über 79.000 Angriffen auf Polizeibeamte gab es 2018 so viele Übergriffe wie nie zuvor.
Die Ursachen müssen in den Fokus, meint Mathias Eckardt, DGB-Regionsgeschäftsführer in Oberfranken: „Die Beschäftigen im öffentlichen Bereich sind oftmals die Blitzableiter für Versäumnisse der Politik. Kein freier Termin auf dem Amt, fehlende Kitaplätze, verspätete Züge bei der Bahn – in den letzten Jahren wurde der öffentliche Bereich regelrecht kaputtgespart.“ Der DGB will das ändern und zudem das Bewusstsein für das Problem schärfen. Denn jeder Übergriff ist einer zu viel.
In der DGB-Umfrage gaben 92 Prozent der Befragten an, dass es ihrer Meinung nach in der Gesellschaft teilweise an Respekt gegenüber anderen Menschen mangelt. Der Frust am Staat oder dem System wird an Beschäftigten des öffentlichen Dienstes ausgelebt, meinten 86,2 Prozent der Befragten. Mathias Eckardt sieht die Ursachen der zunehmenden Gewalt in aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen: „Wir haben als Gewerkschaften immer wieder davor gewarnt, dass es für die Gesellschaft nicht ohne Folgen bleibt, wenn Leistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge gestrichen, eingeschränkt, privatisiert oder gebührenpflichtig werden. Wir haben immer wieder davor gewarnt, Personal einzusparen und notwendige Investitionen in Gebäude, Ausrüstung und Weiterbildung zu unterlassen. Die Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst und privatisierten Dienstleistungssektor ist, da bin ich mir sicher, auch ein Symptom des schwindenden gesellschaftlichen Zusammenhalts und als Folge eines zu schlanken Staats zu bewerten. Die Corona-Pandemie hat diese Situation in den letzten Wochen und Monaten nur noch weiter verschärft.“
Der DGB fordert einen öffentlichen Bewusstseinswandel, mehr Personal, sensiblere Führungskräfte, gute Schulungen und nicht zuletzt mehr Investitionen, damit Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes und privatisierten Sektors ein Ende hat.
Um die Kampagne stärker in die Öffentlichkeit zu rücken wurden oberfrankenweit - in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof - Großflächenplakate aufgehängt.